Übersicht
Im August überprüften Proofpoint Experten Spam in Verbindung mit den Wahlen, speziell solche die die Begriffe „Trump“, „Clinton“ oder beide in der Betreffzeile enthielten. Da die Präsidentschaftswahlen nun weniger als eine Woche entfernt sind, kehrten wir zu unserer Nachrichtenstatistik zurück und fanden eine Anzahl bemerkenswerter Unterschiede zwischen den beiden Zeiträumen. Diese Unterschiede weisen auf ein verändertes Verhalten der Spammer hin, während die Kampagnen in die letzten Stufen des US-Wahlkampfs übergehen:
- Das allgemeine Volumen sank drastisch im August und September und erlebte im Oktober wieder einen Aufschwung, als wir uns den Wahlen näherten (Abb. 1).
- Die Erwähnung beider Kandidaten als Prozentsatz des gesamten wahlbezogenen Spams stieg seit einem Tiefststand im Juli um fast 6 % an. Im Vergleich zu einem Tiefststand von weniger als 4 % im Juli sind E-Mails, die nur Clinton oder beide Kandidaten erwähnen, jetzt für fast 17 % des gesamten Wahlspams verantwortlich.
- Doch Trump-bezogener Spam ist nach wie vor dominant: Auf seinem Tiefststand im Oktober übertraf Trump-Spam den von Clinton um fast das neunfache. Dies stellt jedoch einen fünffachen Rückgang seit Juli dar, als Trump-bezogener Spam den für Clinton im Verhältnis 45:1 übertraf.
- Die Spitzen im Wahlkampf-Spam stimmen mit hochgradigen Wahlkampf-Events überein, wie z. B. Debatten zwischen den Präsidentschafts- und Vizepräsidentschaftsanwärtern.
Abb. 1: Allgemeines Spamvolumen nach Kandidaten von Juni bis Oktober.
Analyse
Als wir die Betreffzeilen in den Spam-E-Mails unserer Kundenbasis von Juni bis Juli auf „Clinton“ und „Trump“ untersuchten, stellten wir fest, dass sich die überwiegende Mehrheit des wahlkampfbezogenen Spams nur auf die Zeichenfolge „Trump“ bezog. Beispiel: In unserer Analyse bezeichnet die Überschrift „Gewann Trump die Wahl durch seine jüngste Bekanntmachung?“ eine Trump-basierte Nachricht, während sich „Trump zerstört Hillary Clinton mit jüngster Bekanntmachung“ auf beide Kandidaten bezieht.
Speziell im Juni führten zwei sehr große, Trump-bezogene Kampagnen dazu, dass Trump in mehr als 94 % des gesamten wahlkampfbezogenen Spams allein auftrat. Dieser Prozentsatz stieg im Juli auf 96 % an. Spam mit beiden Kandidaten machte im letzten Monat fast 8 % des wahlkampfbezogenen Spamvolumens aus. Im Vergleich hierzu waren es nur 1,8 % während des Tiefststands im Juli. Clinton-bezogener Spam stieg jeden Monat von weniger als einem halben Prozent des gesamten Wahlkampfspams auf mehr als 9 % im Oktober an. Diese Beziehungen werden in Abb. 2 zusammengefasst.
Abb. 2: Prozentsatz des gesamten Wahlkampfspams für Trump, Clinton und beide
Juni bleibt aufgrund zwei sehr großer Trump-bezogener Kampagnen ein Sonderfall, doch das Spamverhältnis zwischen Trump und Clinton oder beiden nahm in den letzten Monaten ab (Abb. 3). An seinem niedrigsten Punkt im Oktober übertraf Trump-bezogener Spam den für Clinton noch um nahezu 9 %. Dies stellt jedoch einen fünffachen Rückgang seit Juli dar, als Trump-bezogener Spam den für Clinton im Verhältnis 45:1 übertraf.
Abb. 3: Das Verhältnis zwischen nur Trump-bezogenem Spam gegenüber nur Clinton-bezogenem Spam oder Spam für beide Kandidaten ließ im Verlauf des Wahlkampfes allgemein nach.
Wir haben im Verlauf des letzten Monats auch wichtiger Trends aufgrund wichtiger Events in der Kampagne beobachtet. Beispielsweise folgte in den fünf Tagen nach der ersten Präsidentschaftsdebatte ein stetiger E-Mail-Anstieg mit Themen über Clinton und Trump. Es ist zwar nicht möglich, Events wie die Debatten direkt mit Veränderungen im Spamvolumen in Verbindung zu bringen, doch es scheint eine direkte Beziehung zwischen Spitzen für Spam und gewissen Events zu geben, die das Interesse und die Aufmerksamkeit der Wähler erhöhen. Es folgt, dass erhöhtes Wählerinteresse Spammern zusätzliche Gelegenheiten bietet, die menschliche Komponente und damit die Bereitschaft des Empfängers auszunutzen, wahlkampfbezogene E-Mails zu öffnen.
Angesichts dieser potenziellen Beziehungen, überprüften wir alle Spamdaten ab Juli erneut und suchten nach Events, die mit einem Anstieg des Spamvolumens zusammenfielen. Ein Muster dieser Events finden Sie in Abb. 4.
Abb. 4: Trends im Spamvolumen nach Kandidaten für Juli bis Oktober
Wie der längerfristige Trend zeigt, traten Spitzen der Nachrichten mit den Marken der Kandidaten in Zusammenhang mit Wahlkampfevents auf, wie beispielsweise Debatten und Nachrichten, vor allem in Bezug auf die Trump-Kampagne. Je mehr wir uns den Wahlen nähern, sehen wir einen ähnlichen Anstieg in Spam hinsichtlich Clinton, der ungefähr mit ihren verbesserten Umfragezahlen und ihrem prominenteren Profil korrespondiert.
E-Mails
Wie bereits in unserer vorherigen Analyse beobachteten wir grafische und textbasierte E-Mail-Muster. Die Mehrheit umfasste Verknüpfungen, die an sich nichts mit den Wahlen zu tun hatten, wie:
- Heimarbeit-Sites
- Sites für Nahrungsergänzungsmittel
- Angebotsseiten
- Partnerseiten, die Geld für Empfehlungen generieren
Abb. 5: Fingierter Forbes-Artikel, der zu einer Heimarbeit-Seite führt
Abb. 6: Eine britische Version dieses Artikels führt zu einem „Reichtums-Schema“, während die Version, die in den USA verteilt wird, zu einer Site für „Gehirnpillen“ führt.
Wieder andere enthalten Wahlkampf- und Kandidaten-bezogene Artikel und Links. Ein Beispiel hierfür sehen Sie nachstehend in Abb. 7.
Abb. 7: Links und ein Video mit Pro-Trump Material sowie ein Verkaufslink zu einem E-Buch zum „Surviving the Final Bubble“
Fazit
Wir wissen, dass Spam-Akteure Trends und Events verfolgen, um die Effektivität ihrer E-Mail-Operationen zu verbessern. Die Wahlen bieten nur zufällig eine Gelegenheit, zu beobachten, wie sich dies mit der Zeit und in Verbindung mit verschiedenen Events während des Wahlkampfzyklusses verändert. Die relative Markenstärke der Kandidaten scheint ebenfalls mit dem Spamvolumen in Verbindung zu stehen: Wenn Clintons Pollzahlen gegenüber Trump steigen, dann steigt auch die Anzahl der Meldungen in Bezug auf Clinton oder beide Kandidaten.
Die Streitsucht dieses Wahlkampfs bot auch reichlich Gelegenheit für Spamakteure, verlockende Köder auszulegen, die selbst versierte Benutzer dazu verleiten, E-Mails zu öffnen und auf Links zu klicken. Doch alle üblichen Regeln der „E-Mail-Hygiene“ gelten nach wie vor, ganz gleich, wie verlockend die Klick-Köder im Vorfeld des 8. November sein mögen.